photoaward

Dieter Anderle

Die Grenzen sind dazu da, um sie zu sprengen!
Schaut man in die Welt hinaus, hat man das Gefühl, dass neue Barrieren gebaut werden, das Vertrauen in die Gesellschaft ständig abnimmt, unser Wertesystem sich verändert und ein neuer Biedermaiergedanke sich aufdrängt. Ja, es scheint momentan genau in die gegenteilige Richtung zu laufen.
Umso wichtiger ist es – gerade in der Kunst – offen zu sein, offen zu bleiben und Neues zuzulassen. So hat sich auch der blue eye photo award verändert, nicht nur die Fotografie sondern auch die Zeichnung soll heuer im Mittelpunkt stehen. Zusammen mit Ursula Hübner, Johannes Wegerbauer und ihren Studenten sind spannende, beide Sparten übergreifende Arbeiten entstanden, die vielfältige Zugänge zu dieser Vorgabe zeigen, die Kreativität der jungen Kunst widerspiegelt.
Der blue eye photo award soll weiterhin eine Plattform für aufstrebende, junge Kunst bieten, den Studierenden die Chance geben sich wirklichen Sammlern zu präsentieren. Unser Ziel ist es nicht Kunst als Handelsware und Wertanlage schmackhaft zu machen, unser Ziel muss es sein möglichst viele Menschen für Kunst zu begeistern. Sie soll gefallen, neugierig machen, zum Diskutieren anregen, sie soll Sammler dazu bringen Arbeiten zu erwerben ohne daran zu denken welcher Preis diese einmal erreichen könnten.
Wir wollen Künstler in ihrer Entwicklung fördern, Kunstvermittlung mit Leidenschaft, aber auch aller Ernsthaftigkeit betreiben, hoffen, dass die Träume der jungen aufstrebenden idealistischen Talente ein bisschen in die Realität umgesetzt werden.

 

Johannes Wegerbauer

Der Umbruch in der Fotografie vom analogen Verfahren zum digitalen ist längst fortgeschritten. Die analoge Fotografie erscheint uns heute romantisch und verklärt.
Die dem fotografischen Bild zugrundeliegende Vorstellung ist die zwischen dem im Kopf vorgestellten Vorbild und dem letztendlichem Abbild. Es ist eine Beziehung, welche wir spontan als analog empfinden – als „sinngemäß“, als „verhältnisrichtig“, weil sie sich in unsere Erfahrungswelt einfügt: Analoge Fotografien sind Bilder, die wir mit eigenen Augen überprüfen können und denen wir deshalb Glauben schenken. Bei der digitalen Fotografie steht neben der Digitalkamera der Computer im Zentrum – es wird so lange herumgebastelt bis das Ergebnis gefällt und dem Geschmack des Fotografen gerecht wird. Jackpot – alles ist möglich.
Es war ein spannendes Unterfangen zu unserem 3ten Projekt des blue eye photo award die Studierenden des Bereichs Malerei & Grafik unter der Leitung von Frau Prof. Ursula Hübner einzuladen.
Die Zeichnung als Parameter, als Konjunktiv der Fotografie auf AUGENHÖHE abzuwiegen und so spielerisch die VERHÄLTNISSE zwischen den beiden Disziplinen auszuloten – vom Punkt zur Linie und zur Fläche und zum Raum – klingt herrlich akademisch, ist aber nicht so, denn vielmehr interessiert der flüchtige Moment der schnellen Zeichnung, der überlegte Strich, welcher sich einfügt in das Ganze oder kontrahiert – also die Zeichnung in ihrer VIELFALT, welche jener Sinnlichkeit auf die Sprünge hilft, die im Gegensatz zur akademisch verbrauchten Ästhetik vergangener Epochen aus der alltäglichen Trivialität unserer ZEIT kommt. Die hervorragenden Ergebnisse sehen sie im vorliegenden Druckwerk. 
Mein Dank gilt allen Beteiligten und speziell Dir, Dieter.

 

Ursula Hübner

Der belgische Maler Luc Tymans war als Student immer mit dem Skizzenblock unterwegs, wie er beschreibt, um wichtige Szenen einzufangen und durch das Erfassen im Zeichnen die eigene Wahrnehmungskraft zu stärken. Als dann die Sofortbildkamera ermöglichte, eine schnelle Vorlage zu generieren, nutze er dies und entwickelte daraus seinen ganz speziellen malerischen Stil, der ihn zu einem der erfolgreichsten Protagonisten der zeitgenössischen Kunst machen sollte. Man könnte das auf die Kurzformel bringen: Zeichnung trifft Fotografie trifft Malerei. Das ist ein gutes Beispiel für die Wechselwirkung von Technologie und Kunst, die ihre Medien so immer wieder erneuert, sozusagen anpasst.
„Fotografie trifft Zeichnung trifft Fotografie“ ist ein Projekt, das Studierende ermutigt nun künstlerisch neu zu denken und zu handeln, indem man das verwandte Medium in seine Überlegungen mit einbezieht. Meine Erfahrung sagt mir, dass vor allem junge KünstlerInnen großes Interesse am Crossover haben und damit spielerisch umgehen.
Dieter Anderle und Johannes Wegerbauer haben ihre produktive Zusammenarbeit fortgesetzt und dieses mal auch Studierende des Bereichs Malerei und Grafik eingeladen, sich vertiefend mit Fotografie zu befassen. Ihnen gilt für diese Initiative großer Dank! Das Zusammenspiel hat toll geklappt. Ebenso großer Dank auch an meine Kollegin Sabine Jelinek, deren Lehrveranstaltung „Wechselwirkung von Malerei und Fotografie“ gewiss eine wertvolle Vorarbeit leistete, die Sensibilität für den Umgang mit verwandten Medien zu schärfen. Im vorliegenden Katalog kann man sich nun vom Einfallsreichtum der Studierenden ein Bild machen, deren Methoden und gedanklichen Wege vielfältig sind und die Jury nach getaner Arbeit zufrieden auseinander gehen ließ.
Nun freuen wir uns auf die Ausstellung und wünschen allen jungen TeilnehmerInnen eine erfolgreiche Zukunft, mit Zeichenstift und Kamera!

 

Eva Schlegel

Ein interessanter Tag an der Kunstuniversität Linz: Als Team von sechs Juroren, einer davon ist der Initiator und Sponsor des Preises, begutachten wir eingereichte Arbeiten für den BLUE EYE PHOTO AWARD, der nun zum dritten Mal stattfindet, ein privat ausgelobter Wettbewerb und Preis zum Thema Fotokunst.
Wir arbeiten uns durch poetische, experimentelle und konzeptuelle Arbeiten von Studierenden, die ihre Arbeiten selbst präsentieren. Wir tauchen ein in verschiedene Welten und unterschiedliche Geschichten. Viele davon werden in der geplanten Präsentation zu sehen sein, ein Katalog wird die Ausstellung begleiten.
Für junge KünstlerInnen sind solche Anerkennungen sehr wichtig, ein Anreiz, während der Ausbildung die eigene künstlerische Sprache zu entwickeln, umzusetzen und an der Präzisierung zu arbeiten. Auch um weiterzuarbeiten, das Sehen zu erweitern, sich von Mitstudierenden inspirieren zu lassen, die Praxis des Zeigens und Ausstellens mit allen Notwendigkeiten zu erlernen. Für uns Kunstschaffende wie Kunstinteressierte sind Privatinitiativen wie dieser Award ausgezeichnete Möglichkeiten, in das Zukunftslabor der Gesellschaft zu blicken und die Anliegen einer jungen Generation kennenzulernen.
Unter jährlich wechselnden Themen werden die Studierenden der Kunstuniversität Linz eingeladen, mit künstlerischen Mitteln an unserer Welt zu arbeiten, deren Bilderproduktion exponentiell steigt. Gerade darum ist es wichtig, die Archive zu kennen, Bilder bewusst zu gestalten, Bilder zu lesen und als KünstlerIn den Einfluss darüber zu behalten. In der aktuellen Bilderflut gehört bzw. gesehen zu werden, verlangt neue Sprachen zu entwickeln. Als Entwicklungsfeld dessen kann der BLUE EYE PHOTO AWARD gesehen werden.

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